Fussball Österreich
Der Fußball in Österreich hat eine längere Geschichte, als man glauben mag. Seit britische Gärtner das englische Spiel in das Alpenland brachten, sind mehr als 130 Jahre vergangen. Unmittelbarer Zeuge dieser Geschichte und der Liebe zum runden Leder ist etwa der 1894 gegründete und bis heute existierende First Vienna Club. Bis zu den ersten Gehversuchen einer gemeinsamen Organisation dauerte es nicht lange. 1900 schlossen sich 17 der damals 45 aktiven Vereine zur Österreichischen Fußball-Union zusammen. Die ÖFU gilt als Vorläufer des heutigen Österreichischen Fußball-Bundes (ÖFB), der aufgrund des Austritts der zwei federführenden Clubs - Vienna Cricket and Fooball-Club sowie der First Vienna - 1904 ins Leben gerufen wurde. Nur ein Jahr später trat man der FIFA bei – seitdem hat sich eine ganze Menge getan.
Entwicklungsphasen
Als rein wienerische Angelegenheit und zunächst auf den Amateurstatus fokussiert, begannen die Enthusiasten 1911 Meisterschaften auszutragen. Den Blick zum Mutterland des Fußballs gerichtet und mit großer Lernbereitschaft ausgestattet, professionalisierte sich der heimische Wettbewerb in den 20ern sukzessive. Die allesbeherrschende Debatte drehte sich um die Definition des „Berufskickers“ und auf welcher institutioneller Basis die Existenz eines solchen zu begründen sei.
Eine Ausweitung über die Grenzen der Hauptstadt hinaus fand erstmalig in der Saison 1949/50 statt. Die Staatsliga A, wie sie bis 1964 genannt werden sollte, dominierten dennoch die Wiener Clubs und daran würde sich in den kommenden Jahrzehnten nur wenig ändern. Auch nicht als man ab 1965/66 unter dem Namen Nationalliga kickte. Jene Umbenennung ging mit neuen Reglements einher, welche die Intention verfolgten, die Liga als Ganzes strukturell und wirtschaftlich weiter zu stärken.
1974 folgte der nächste große Einschnitt und erstmals kam die Bezeichnung „Bundesliga“ auf. Dabei legten die Verantwortlichen den nächsten Grundstein, um die höchste Klasse international konkurrenzfähiger zu machen. Im Konkreten bedeutete das die Verkleinerung der bis dahin 17 Vereine umfassenden Liga auf 10 Teilnehmer. Um sich von der offensichtlichen Namensentlehnung aus Deutschland wieder zu distanzieren, sah man bereits in der darauffolgenden Saison von „Bundesliga“ ab und legte sich auf „1. Division“ fest - ohne nennenswerte Änderungen vorgenommen zu haben.
Wiens Vorherrschaft, Tiroler Widerstand und die neue Macht RB
In den 70ern machte die Liga nicht nur eine leistungsorientierte Entschlackungskur durch, erstmalig ereignete sich der Meisterschaftskampf – im übertragenen Sinne – nicht ausschließlich in Wien. Zwar durchbrach der LASK 1964/65 erstmalig die Vormachtstellung der Hauptstadt, doch war es der SSW Innsbruck, der neben der FK Austria Wien das Ligageschehen in den 70ern prägte. Wacker Innsbruck krönte sich erstmals 1971 zum Meister und war nach der Verschmelzung mit WSG Wattens stellvertretend für die goldene Ära des Tiroler Fußballs. Bis 1977 wanderte die Meisterschale fünf Mal gen Westen. Ein Jahr darauf nahm die Erfolgsperiode ihr plötzliches Ende und der SSW musste den Gang ins Unterhaus antreten.
Neuer Hauptkonkurrent der FKA war ein alter Bekannter – der SK Rapid. Das machte die Meisterschaftsentscheidung wie in der Zeit vor den 70ern zur einer mehr oder weniger reinen Angelegenheit Wiens. Tatsächlich sollte der Zweikampf in den 80ern erneut durch eine Tiroler Mannschaft unterbrochen werden: FC Swarovski Tirol sicherte sich in der Saison 1988/89 und 89/90 gleicht doppelt den Titel. Es war eine Dekade, in welcher das Ligasystem erneut einem starken Wandel unterworfen war. Das Teilnehmerfeld wurde 1982/83 von 10 auf 16 aufgestockt, ab 85/86 traten die Vereine der zwei höchsten Klassen (jeweils 12 Clubs) schließlich in einem dreigeteilten Playoff-Modus gegeneinander an. Erst 1993/94 kehrte man zu einer Liga mit 10 Teams zurück, die abgesehen von der Relegation ausschließlich gegeneinander spielten.
Die Back to Back Meisterschaft der Tiroler Ende der ausklingenden 80er läutete die abwechslungsreichsten Jahre im österreichischen Oberhaus ein. Zwischen 1990 und 2012 gab es acht unterschiedliche Titelträger: Swarovski Tirol, Austria Wien, Austria Salzburg, Rapid Wien, Sturm Graz, FC Tirol, Grazer AK und RB Salzburg. Und damit endete das Wechselspiel an der Spitze: Letzterer kaufte Austria Salzburg 2005 vollständig auf. Gleichermaßen begann sich seit der Einverleibung der violetten Salzburger eine neue Ära abzuzeichnen – die Übermacht von Red Bull. Die „Bullen“ sind inzwischen bei 16 Meisterschalen – drei davon stammen aus der Ära vor RB. Rekordmeister ist allerdings immer noch der 32-malige Titelträger aus Hütteldorf, der sich zudem 1940/41 Deutscher Meister nennen durfte.
Aktueller Austragungsmodus
In all diesen Jahren gab es auf wirtschaftlicher sowie institutioneller Ebene zahlreiche Erneuerungen aber auch Wiedereinführungen bereits bekannter Mechanismen. Vieles davon war auf pragmatische Notwendigkeiten zurückzuführen. So auch als der gegenwärtige Modus 2018/19 vorgestellt wurde. Die Einführung einer Meister- und Qualifikationsgruppe soll den Wettbewerb ambivalenter gestalten. Denn nicht nur ist RB 9-facher Serienmeister, die Mozartstädter sind Saison für Saison klarer Favorit und werden es die kommenden Jahre bleiben. Der Modus - den wir bis zur österreichischen Adaption, sonst nur in der schottischen Premiership seit der Jahrtausendwende kannten – steigert daher die Wettbewerbsintensität über die gesamte Tabelle hinweg.
Meister, internationale Platzierungen für Champions, Europa sowie Conference League, und Abstieg werden von der 23. bis 32. Runde nur noch unter den jeweiligen Gruppengegnern ausgefochten. So hat niemand einen Vorteil durch einen möglicherweise leichteren Spielplan am Ende der Saison. Zu guter Letzt bekommen sogar die zwei Besten der Qualifikationsgruppe die Chance sich international zu qualifizieren, in dem einer der beiden nach einem Mini-Playoff den zweitschlechtesten der Meistergruppe herausfordern darf. Damit kriegen sie die Gelegenheit, in den Kampf um die European Conference League-Gruppenphase einzusteigen.
2. LIGA Wer darf hoch und wer nicht
Die Idee von einer zweithöchsten Klasse ist mindestens so alt wie die der Liga selbst, die 2021 ihren 110. Geburtstag feierte. Aber wie die höchste Spielklasse beschränkte sich das Unterhaus zunächst auf Wien, welche im Zuge der fortschreitenden Professionalisierung 1924 erstmals offiziell in die 2. Liga umbenannt wurde. Aktuell spielen 16 Vereine um die Meisterschaft respektive den Aufstieg, aber nicht alle können, dürfen oder wollen nach oben.
2021/22 etwa sind es die zweiten Kampfmannschaften des SK Rapid und der FK Austria, die per Statut nicht mit der Profimannschaft in einer Liga mitspielen dürfen. Der FC Liefering hat als Farmteam der Salzburger eine freiwillige Verzichtserklärung unterschrieben und der Meister der Vorsaison Blau Weiss Linz muss auf die Fertigstellung der neuen Spielstätte warten, bis die Rahmenbedingungen der Erstklassigkeit erfüllt sind. In der Vorsaison führte das zum Umstand, dass Austria Klagenfurt, obwohl sie die Saison 2020/21 auf dem dritten Platz beendet haben - vier Punkte hinter BW Linz und Liefering – in die Bundesliga aufsteigen durften. Auf sportlicher Ebene haben sie sich dennoch als würdig erwiesen, da sie nicht nur die Klasse hielten, sondern auch in der Meistergruppe landeten.
Ost/West-Gefälle und der Weg zum eingleisig geführten Ligabetrieb
Und um das Thema der Reformfreudigkeit im Austro-Fußball fortzuführen: Vor allem das Unterhaus durchlebte seit seinem Bestehen überaus wechselhafte Zeiten. Die Eingleisigkeit – wie sie in der höchsten Klasse schon ab 1949/50 existierte – wurde erst bei der großen Umstrukturierung 1974 Realität. Bis dahin war die zweithöchste Klasse in zweierlei Hinsicht gespalten. Ab 1959/60 war die damals genannte Staatsliga B in drei Regionen Unterteilt – Ost, Mitte, West. Diese regionale Fraktionierung sei jedoch nicht mit dem Aufbau der Regionalliga der Gegenwart zu verwechseln. Zwar wurde die Staatsliga B für damalige Verhältnisse professionell geführt, dies beschränkte sich jedoch auf Vereine aus Wien, Niederösterreich, Burgenland, Oberösterreich und Steiermark. Die Arlbergliga (Tirol und Vorarlberg) sowie die Tauernliga (Salzburg und Kärnten) kickten auf Amateurbasis.
15 Jahre wurde dieser Unterbau beibehalten bis der größte Reformationsschritt 1974/75 Richtung Eingleisigkeit unternommen wurde. Gleichermaßen wurde die Bezeichnung „Nationalliga“ von der höchsten an die zweite Klasse abgetreten und 1977/78 im Zuge der Umbenennung der Bundesliga zur 1. Division passenderweise in die „2. Divsion“ umgetauft. Nachdem man von der Idee der zwei Leistungsklassen-Playoffs abkehrte und folglich 1993 sie voneinander trennte, wuchs die 2. Liga auf 16 Teilnehmer. In dieser Form hielt sie sich bis 1998, als aufgrund einer Minimierung auf zehn Teams plötzlich sieben Bundesligisten zwangsabsteigen mussten. Im neuen Jahrtausend gab es schließlich eine Aufstockung auf 12 Teams (05/06), die sich allerdings nicht lange hielt (09/10) bis erneut eine Reduzierung und Umstellung der Auf- sowie Abstiegsvoraussetzungen vorgenommen wurde. Es sollte nicht die letzte bleiben. Das Teilnehmerfeld und dessen Größe war und bleibt vor allem in der 2. Liga Gegenstand einer fortlaufenden Debatte.
Der aktuelle Modus wurde mit den Änderungen des Wettbewerbssystems in der Bundesliga (18/19) zeitgleich eingeführt. Für das Unterhaus bedeutete das: Eine erneute Rückkehr zu 16 Mannschaften. Der Tabellenerste steigt automatisch auf - sollte dieser nicht aufstiegsberechtigt sein, ist es der Tabellenzweite. Sollte auch dieser nicht im Besitz einer Bundesligalizenz sein, tritt für den Bundesligisten die Relegation in Kraft. Demnach steht ihm kein automatischer Abstieg bevor, sondern ein Hin- und Rückspiel gegen das bestplatzierte (und aufstiegsberechtigte) Team der unteren Klasse, das nicht auf 1 oder 2 rangiert. Die drei Letztplatzierten müssen in die Regionalliga (Ost, Mitte oder Elite Liga West) absteigen.
Zwei Vorarlberger
In der Saison 22/23 kehrt nach acht Jahren Abwesenheit der eingangs erwähnte älteste Verein First Vienna in die zweite Liga zurück. Nach langjähriger Aufbauarbeit wählten die Club-Verantwortlichen den langsamen aber nachhaltigeren Weg und möchten dort, wo sie sind, zu einer festen Größe werden. Noch länger ist es aber her, dass zwei Bundesligisten aus Vorarlberg stammten. Wie vor 22 Jahren zählt Austria Lustenau wieder zur österreichischen Fußballelite. Die Lustenauer müssen sich neben der inzwischen etablierten Truppe aus Altach beweisen. In spektakulärer Manier gelang es ihnen in der Saison 21/22, noch den Abstieg zu verhindern und in der Qualifikationsgruppe gar dritter zu werden. Mit der deutschen Stürmerlegende Miroslav Klose als Trainer dürften die Ziele jedoch höher liegen, als nur den Klassenerhalt zu schaffen!
Es kommt zusammen, was zusammengehört:
Ende der 90er hielt das Sponsoring Einzug und wie die Bundesliga machte die 2. Liga einen organisatorischen Wandel durch, der von Namensänderungen gekennzeichnet war. Noch nie hatten aber beide Ligen den gleichen Sponsor und nach 30-jähriger Unternehmensgeschichte sowie intensivem Engagement mit den Clubs war es für ADMIRAL an der Zeit, den nächsten, ganz großen Schritt zu tun. Seit dem Sommer 2021 spielen die zwei höchsten Klassen unter dem ADMIRAL-Banner. Es ist ein Bekenntnis zum heimischen Fußball und das Austroderby unter den Kooperationen!